Ashrabad
Stadt
Portrait - Die Blume am Großen Strom
Ashrabad ist eine der glänzendsten Metropolen Chrestonims.
Der Zauber Ashrabads hat schon vielen Reisenden fast den Verstand geraubt. Halb verschleierte glutäugige Schönheiten, von Sklaven auf Sänften durch die tosenden Straßen getragen, stolze Krieger der Palastgarde, Händler hinter niedrigen Ständen, die Gewürze aus allen Ecken Chrestonims anbieten, in einer schattigen Ecke sitzende alte Männer, die sich spielend mit einer Runde Menanchà die Zeit vertreiben, prachtvolle Kuppelbauten mit hohen, schlanken Türmen, der Hafen voller Schiffe aus aller Herren Länder, fremdartige, aus Zelten wabernde Gerüche, prächtige Palmenalleen, alles umrahmt von den träge dahinfließenden Wassern des Großen Stroms - diese Szenerie sorgt dafür, daß kaum eine andere Stadt Chrestonims so einen märchenhaften Ruf hat wie das güldene Ashrabad.
Die Stadt kommt auch nachts nicht zu Ruhe. Glücksspiel, die Freuden der käuflichen Liebe, rauschende Feste, der sich auf dem Wasser des Stroms spiegelnde Schein der Fackeln, die die Fassaden und Paläste der Reichen beleuchten, die warme, sanfte Brise, die den Duft von teuren Parfums oder die betäubende Süße exotischer Blüten auf sanften Schwingen durch die geschmückten Straßen der Stadt trägt vermag jeden Besucher der Perle Chrestonims, wie sie von den Einwohnern genannt wird, in wenigen Augenblicken wie in einen wunderbaren Traum einzulullen.
Und Ashrabad ist wirklich eine mächtige und reiche Stadt. Seine Lage in der Mitte der bekannten Welt auf einer Insel im Großen Strom machte Ashrabad zu dem bedeutendsten Hafen der Welt und brachte Reichtum und Wohlstand in die Stadt. Und die Herrscher der Stadt verstanden es auch jeher, Geld in Macht in Form einer mächtigen Flotte umzusetzen.
DIE LIEBE
Bei all der Schönheit, die dem Reisenden entgegenschlägt, läßt er sich durch die überfüllten Straßen Ashrabads treiben, übersieht das Auge gerne eine Seite der Stadt, die den wenigsten Auswärtigen in dieser Deutlichkeit und Unglaublichkeit bekannt ist.
Ashrabad hat seinen Ruf als Perle Chrestonims vor allem den Freuden Jhoulanas zu verdanken. Die Stadt zählt mehr als 100 Bordelle, die zu einem Spottpreis jährlich Zehntausende von Einwohnern und Durchreisenden bedienen. Dabei unterscheiden sich die Bordelle jedoch grundlegend von den Freudenhäusern, die man etwa aus der Allianz oder Estichà kennt. Die Stätten der Lust sind im Besitz altehrwürdiger Familien. Ein jeder Mann oder Frau, die sich dazu berufen fühlen, ihren Lebensunterhalt durch den Verkauf ihrer Sexualität zu bestreiten, oder der Reisende, der sich von der langen Anreise auf besondere Art und Weise erholen will, findet sich in diesen Häusern, die oftmals prächtig ausgestattete, hohe Hallen sind, ein und beginnen ihr wildes Treiben, müssen jedoch einen Obulus in bestreitbarer Höhe (die Preise liegen zwischen 10 und 200 Auran) an den Hausherrn entrichten. Das Interessante ist, daß es nahezu unmöglich ist, zu entscheiden, ob es sich bei seinem Gegenüber um einen Einheimischen handelt, der täglich im Bordell zu finden ist, oder ob es ein einmaliger Besucher ist, der nur auf der Durchreise eine erregende Nacht in dem Hause verbringen will. So sind die kleinen Paläste oftmals der Schauplatz von Orgien mit mehreren Dutzend Teilnehmern. Das Haus sorgt indessen für Musik, Unterhaltung, Verköstigung, genug Rauschmittel und ein angemessenes Ambiente.
Oft wechseln auch größere Geldbeträge den Besitzer. Hat ein Besucher des Hauses einem anderen ganz besonders erfreuliche Dienste erwiesen, so wird schon einmal die Geldbörse gezückt und eine materielle Zuwendung dient als Belohnung für das außergewöhnliche Erlebnis. Auch das ist ein Grund für den ausgesprochenen Erfolg der Häuser: man kann, so man sein 'Handwerk' versteht, sehr gut leben und sogar gewisse Reichtümer anhäufen.
In Ashrabad gibt es neben den bekannten und renommierten Häusern Hunderte von ähnlichen Orten, und die Palette reicht von klein und exklusiv bis hin zu schmierig oder sogar gefährlich. An jeder Ecke stehen junge Burschen und Mädchen, die ihren Körper verkaufen und dem Reisenden scheint es so, als befinde sich die gesamte Stadt im Liebesrausch.
Kein Rausch ohne einen Kater und der äußerst sich im Falle Ashrabads in einer schlimmen Art und Weise: uneheliche Kinder wohin man blickt. Und dieser Mißstand ist der Ursprung des Gesetzes, dass Innenborn und Außenborn teilt.
DIE BEVÖLKERUNG
Als Adel werden gemeinhin alle gezählt, die ihre Verwandschaft mit jemandem bezeugen können, der einst Reshal oder Reshala der Stadt war, aktuell also die Nachkommen und Verwandten aus 13 Dynastien.
Normalerweise geht der Titel des Herrschers an den über, den der Reshal oder die Reshala bestimmt hat. Es ist jedoch möglich, daß der Wunschkandidat, will er seine Nachfolge antreten gestürtzt wird. In diesem Falle muß derjenige, der sich zum neuen Herrscher berufen fühlt, offiziell die Nachfolge beanspruchen.
Es folgt ein kompliziertes Ritual, in dem beide Bewerber um den Thron ihre Legitimation auf den Thron zu unterstreichen versuchen und um die Zustimmung der Minister und Priester werben. Denn diesen obliegt es am Ende, einen neuen Nachfolger zu bestimmen. So kann es zum Wechsel einer Dynastie kommen.
Der Adel in der Stadt wohnt in prächtigen, weitläufige Palastanlagen, die alle zusammen eine Fläche beanspruchen, die nahezu so groß ist wie die ganze übrige Stadt.
Die normale Bürgerschaft lebt in Ashrabad recht gut. Handwerk und Handel blühen, die Kriminalität ist zu ertragen und die Obrigkeit läßt recht viel Raum für die persönliche Freiheit.
Die Ärmsten der Armen (darunter vor allem Außenborn) haben es freilich alles andere als einfach. Wohnraum ist knapp und von den ohnehin schon zu engen Gassen werden sie von der örtlichen Wache vertrieben. So bleibt ihnen nur eine Möglichkeit, eine Bleibe zu finden: auf den flachen Dächern der Stadt. Hier oben sind sie ungestört und genießen eine gewisse Freiheit, wenn sie diese auch in dreckigen Zelten, zugigen Barracken und unter der sengenden Hitze der erbarmungslosen Sonne genießen müssen. Wieviele Bedürftige hier ihr Leben fristen, ist nicht bekannt, es werden aber sicherlich an die Tausend sein.
Mittlerweile hat sich dort oben eine eigene kleine Stadt entwickelt: Straßenzeilen, kleine Plätze, Stadtviertel, die mit Brücken die tiefen Straßenschluchten überwinden, und gar eigene, inoffizielle Gesetze machen diesen Ort zu einer "Stadt auf der Stadt".
GESETZE & RECHTSSPRECHUNG
An der Spitze der Gruppe, der es obliegt, Recht zu sprechen und Urteile zu vollziehen, steht der Minister für Recht und Ordnung. Er ist der oberste Richter und es ist allein das Recht des Reshals, ihm zu widersprechen und seine Urteile für nichtig zu erklären. Jedoch haben nur Adlige oder mächtige Vertreter berühmter Häuser die Gelegenheit, vor dem Obersten Richter eine Verhandlung abzuhalten. Der normale Bürger wird mit den sieben Richtern Vorlieb nehmen müssen, die zugleich als Berater und Helfer des Obersten Richters fungieren.
Die Gesetze Ashrabads sind einfach und kennen nicht viele verschiedene Urteile: Enthauptung ist das gängige und schnell ausgesprochene Urteil für Mörder, Verräter und Spione, sowie vor allem auch für Außenborn, auch wenn sie vergleichsweise harmlose Verbrechen begangen haben. Das gute alte Handabschlagen ist immer noch das probateste Mittel, um die diebischen Finger eines Spitzbuben oder einer gedungenen Fassadenkletterin daran zu hindern, weiterhin ehrbaren Bürgern Schaden zuzufügen.
Die Stadtwache selbst hat das Recht, wurde ein Außenborn, der nicht von einem Haus aufgenommen wurde, bei einem Verbrechen erwischt, ein Todesurteil direkt vor Ort zu vollstrecken, wenn seine Schuld eindeutig bewiesen ist. Die Eindeutigkeit der Schuld ist aber bereits erbracht, wenn ein Innenborn-Zeuge die Tat bestätigen kann, was freilich erstaunlich häufig vorkommt.
DER UMGANG DER RASSEN MITEINANDER
Die Fremdenfeindlichkeit, die oft in Estichà oder Vorovis an den Tag gelegt wird, ist in Ashrabad vollkommen fremd. Man kann sagen, daß die Bürgerschaft zur Hälfte aus Chirà und zur Hälfte aus Menschen besteht. Rechnet man jedoch die zahlreichen Außenborn hinzu, die zur überwältigenden Mehrheit Menschen sind, so stellen die Menschen die stärkste Bevölkerungsgruppe.
Das Leben in der Stadt wird aber von Chirà und Menschen gemeinsam bestimmt. Dieser Richter ist Mensch, jene Ministerin eine Chirà, der Händler ein Mensch, die Gardistin eine Chirà. Die großen Häuser der Stadt und die Bordelle werden zu gleichen Teilen von beiden Rassen geführt und 5 der 13 Herrscherdynastien waren Chirà, 7 menschlich und gar eine sragon'sche Dynastie war darunter.
Die Sragon waren früher eine bedeutend stärkere Bevölkerungsgruppe, doch sind die meisten von ihnen in die Allianz abgewandert, um dort ihr Glück zu suchen. Heute sieht man sie eher selten und sie dürften wohl kaum ein Zehntel aller Seelen der Stadt stellen.
Unuim und diverse Mischlinge zwischen den Rassen sieht man in Ashrabad zwar hin und wieder, aber meist nur als Reisende und selten als bedeutende Einwohner.
POLITIK
Wie bereist erwähnt gehört das Reich Ashan'drar mit seiner Hauptstadt Ashrabad zu den Großen in der Politik Chrestonims. Die begnadete Lage inmitten des großen Stroms im Zentrum der kultivierten Welt (zu der die Westwildnis im Allgemeinen nicht gezählt wird) haben es wohlhabend und bedeutend gemacht. Aber auch wachsam. Diese Wachsamkeit äußert sich in regem diplomatischem Verkehr und einer starken Flotte.
Ashrabads Politik ist eine ruhige und besonnene Politik, ein treuer und verläßlicher Bündnispartner.
Allianz
Mit der Allianz verbindet Ashan'drar eine tiefe Einigkeit. Friedlicher Handel, tägliche Geschäfte und in Piratenpack und den schwarzen Galeeren von Vorovis einen gemeinsam Feind - das sorgt für gute Stimmung zwischen den Staaten. In der Tat verbindet Ashrabad mit der Allianz ein altes Band der Freundschaft und nicht selten gleichen sich offizielle diplomatische Stellungnahmen bis aufs Wort. Dabei ist es keineswegs ein Abhängigkeitsverhältnis; Ashrabad ist viel zu stolz, als sich militärisch unter Druck setzen zu lassen. Keiner der beiden Staaten ist an Territorium oder Machtausweitung interessiert. Solange der Handel entlang des Stroms nicht gefährdet ist, gibt es keinen Grund, jemandem auf die Füße oder Pfoten zu treten.
Rash-Magapur
Ähnlich verhält es sich mit Rash-Magapur. Ashan'drar neigt jedoch dazu, die Stadt politisch zu ignorieren, da sie weder einen bedeutenden Macht- noch einen Wirtschaftsfaktor darstellt. Da sich Rash-Magapur jedoch ebenfalls bemüht, den - ohnehin nicht bedrohten - Frieden am Ostende des Stroms zu wahren, herrscht so gut wie immer traute Einigkeit.
Yedea
Anders hingegen sieht es mit Yedea aus. Zwar spricht man immer von "guter Verständigung" und "Schönwetterdiplomatie", doch es ist beiden Parteien deutlich anzumerken, daß man sich eigentlich nicht mag. Yedea ist kriegerisch und hinter seinen Aktionen steht recht eindeutig der Hang zu einem bisweilen fanatischen Glauben und beides in Kombination miteinander verheißt unheil. Deshalb wartet man ab, hat ein gebanntes Auge auf die Entwicklung des jungen yedeitischen Reiches und baut noch einmal zwei Schiffe extra...
Vorovis
Offizieller diplomatischer Austausch mit Vorovis fand das letzte Mal vor ungefähr 250 Jahren statt. Man spricht nicht miteinander und wenn doch, dann geht es um den Austausch von Gefangenen. Nun, die Schiffe Ashan'drars dringen ohnehin selten in den Metchà vor, so daß Begegnungen mit der schwarzen Flotte selten sind.
Estichà, Shettema und Men-Achor
Mit keiner der beiden Städte hat man viel zu tun. Zu weit weg und politisch und wirtschaftlich schlichtweg unbedeutend, außerdem ist der Seeweg dorthin zu gefährlich. Warum also Worte darüber verlieren?