Estichà

HAUPTSTADT DES ELURISCHEN REICHES


  • Einwohner: 19.800 (mehrheitlich Menschen, zahlreiche Chirà und Sragon, auch viele Unuim)
  • Herrschaft: vond er Regentin ernannter Prinzipal
  • Tempel: alle des Neuen Kultes, einige geheime Sekten, darunter starker Lijan-Kult
  • Stimmung: ehrgeizige, selbstbewußte Küstenstadt, starke Bürgerschaft und Patriziertum, viel Luxus und viel Armut; wer Geld hat, kommt schnell zu Einfluß; beliebter Zufluchtsort für Querdenker und Revolutionäre; idealer Ort für Stadtabenteuer mit Diebesgilden, verstecken Kulten, ausgedehnter Kanalisation und gemeinen Intrigen; Ausgangspunkt für Expeditionen in die Westwildnis

    Auf viele Bewohner der Dschungelwelt übt der Klang dieses Namens immer noch einen großen Reiz aus, steht er doch für schnellen Reichtum, Besitz und Ansehen, aber auch für Freiheit und Sicherheit. Auch wenn es in den letzten Jahren einige Male von schweren Krisen geschüttelt wurde, so hat die Stadt wieder zu ihrem Frieden zurückgefunden und schickt sich an, ihre Macht auszuweiten. Deutlichstes Zeichen dafür ist, dass sich im Jahre 224 Estichà zur Hauptstadt des Elurischen Reiches erklärt und sich somit vom Stadtstaat zu einer echten Nation gewandelt hat.
    Prägend für das Stadtbild ist der gut zweihundert Vat hohe graue Tafelberg Estichàs, auf dem neben den Häusern der Patrizier auch die meisten Tempel und die Bibliothek zu finden sind. Der größte Teil der Stadt jedoch liegt um den Tafelberg herum und zwischen
    dem mächtigen grauen Klotz und dem Meer.
    Der Untergrund ist stark zerklüftet und so hängen Teile der Stadt wie Schwalbennester an Klippen und krallen sich an steile Abhänge. Die Häuser zählen viele Stockwerke und ragen wie Türme in den Himmel, bilden zwischen sich schmale Straßenschluchten mit unzähligen Treppen, ja viele Bewohner haben die untersten Stockwerke ihrer Stadt schon fast vergessen, liegen viele Straßen und Plätze doch schon viele Vat über dem Fundament des Hauses. Doch ist nicht die ganze Stadt auf diese Art und Weise gebaut: der Hafen und die größten Straßen und Plätze sind ebenerdig und auf ihnen pulsiert das geschäftige Treiben der Küstenstadt. Und seit per Gesetz der Sklavenhandel legalisiert wurde und ein eigens dafür gegründetes Kontor die Aktivitäten forciert, blickt Estichà zunehmend über den Tellerrand und beginnt, sich in das Machtspiel Chrestonims einzuschalten. Überall in der Stadt ist der Aufschwung zu bemerken: ein prachtvolles Badehaus, eine Arena, neue Werften und Garnisonen werden gebaut und die beständig ausgebaute Flotte läßt das Banner der Stadt nun nicht nur über den Türmen, sondern vermehrt auch auf dem Metchà prangen.
    Verwaltet (im Namen der Regentin) wird die neue Hauptstadt des Elurischen Reiches von einem vom Volk gewählten fünfköpfigen Hohen Rat, doch darf nur derjenige wählen, der sich in die Bürgerschaft einkauft, was sich freilich nicht jeder leisten kann.
    Von großer Bedeutung ist ebenso die Religion, ist Estichà doch das Bollwerk des Neuen Kultes gegen das monotheistische Yedea, das chaotische Men-Achor und das abtrünnige Vorovis.
    Der Tafelberg von Estichà soll von zahlreichen versiegelten Kammern und Tunneln durchlöchert sein und zahlreiche Geheimnisse bergen. Nicht minder berüchtigt ist die weitläufige und labyrinthartige Kanalisation der Stadt.



    DIE VIERTEL DER STADT


    Die Oberstadt
    Die Oberstadt, auf dem Tafelberg von Estichà errichtet, ist das Viertel der Villen, Paläste und Jahrhunderte alter Tempel. Hier, über den Dächern der restlichen Stadt können es sich nur die Reichsten der Reichen leisten eines der prunkvollen Anwesen zu besitzen.

    In diesem Stadtteil gibt es keine unterirdische Kanalisation, wie man sie sich landläufig vorstellt. Dies liegt daran, dass der Tafelberg aus reinem Fels besteht. Das Material ist extrem hart und die Anstrengungen die dahinter stecken, unterirdische Tunnel zu bauen wären enorm. Vielmehr wird das natürliche Gefälle hier und dort geschickt ausgenützt. Die Abwässer werden über gemauerte Schächte und Röhren, die praktisch oberirdisch verlaufen, in die Unterstadt geleitet.

    In den Gassen der Oberstadt sind zu beiden Seiten Rinnen eingelassen die von den feinen Häusern und Tempeln gespeist, den Unrat weiterleiten. Teilweise enden diese Rinnen einige Vat unterhalb der Kante des Felsens.

    Der Unrat läuft so in kleineren und grösseren Rinnsalen das Gestein hinunter. An windigen Tagen kann es schon mal vorkommen, dass hin und wieder ein feiner, fauliger Sprühregen auf die Felder und Gehöfte nördlich des Tafelberges niedergeht. "Vanors Tränen" wird dieser für ganz normal empfundene Zustand ausserhalb der Stadt genannt. Der Felsen hat so über die Jahre an einigen Stellen schillernde Verfärbungen erhalten - an der, von der Stadt abgewandten Seite.

    Zwar ist die Anzahl der Häuser, die sich in der Oberstadt befinden als verhältnismäßig gering zu betrachten, wenn man die anderen Teile der Stadt als Vergleich verwendet, doch ist die Menge an Unrat, die in den Häusern und Tempeln anfallen nicht zu unterschätzen.

    Meist umgibt sich die feine Gesellschaft Estichas mit einer Heerschar von Dienern, Gespielen und dergleichen. In den letzten Jahren wurde es auch zur Mode, sich ausgefallene, seltene Tiere des nahen Dschungels in Ställen und Käfigen zu halten, um den eigenen Reichtum und guten Ge-schmack bei seinen Besuchern vorzuzeigen. Dies alles trägt zum erhöhten Mistausstoß bei.

    Die Maniyara
    oder auch die Tempelstadt der Mra-Aggar

    Ebenfalls oberirdisch verlaufen die Abwässer in der Tempelstadt. Hierher gelangt der Großteil der Abwässer aus der Oberstadt. Die Rinnen sind weitaus breiter und an den steilen Stellen benutzt man sogar Rohre, welche die Abfälle und Fäkalien in einer ein Vat breiten und fünf Checlats tiefen U-förmigen steinernen Rinne - von den Estichanern in Anlehnung an das imposante Bauwerk der großen Brücke, die von Elurien in die Allianz führt - die kleine Brücke genannt, sammeln. Zirka auf einem Fünftel der Höhe des Tafelberges löst sich die kleine Brücke vom Felsen und führt über dicke Pfeiler als Aquädukt in die Kanalisation des Unterstadt-Viertels.

    Mit Maniyara ist folgender Auzug aus einer stadtbekannten Legende seit Jahrhunderten verbunden:

    "Maniyara, hier sollen versiegelten Kammern und Tunnel existieren, die sich unter den Tempeln in das Herz des Berges bohren."

    Die Höhlen und Gänge, die sich tief in den Berg schneiden sollen, sind ausnahmslos nur von den Tempeln aus zu betreten. Es gibt möglicherweise noch andere Zugänge ausserhalb der heiligen Stätten, doch sind diese nicht allgemein bekannt. In einigen Tempeln sind die Gänge und Höhlen im Berg Bestandteil der Gebetshallen und Opferstätten, in anderen Tempeln wird das Allerheiligste darin aufbewahrt und der Zugang wird von den obersten Priestern eifersüchtig geheim gehalten.

    Es gibt und gab immer wieder Geschichten und Sagen über diese geheimen Tempelhöhlen und -gänge. Man munkelt, dass einige dieser Gänge bis weit ausserhalb der Stadt reichen und dort in einem rießigen unterirdischen See zusammenlaufen sollen, der am Eingang zu einer unterirdischen Stadt - dem Reich Chiskel's - liegt.

    In ihrem ersten Jahr wird den neuen Novizen von ihren älteren Glaubensbrüdern und -schwestern die Geschichte von "Jico dem Kleinen" erzählt. Es handelt sich dabei um einen neugierigen Novizen, der trotz Verbot diese Stadt finden wollte. Er sei in die verbotenen Stollen hinuntergestiegen und wurde nie wieder gesehen.

    Das Sutragya

    In diesem Viertel existieren nur schmale, kleine Rohre, die höchstens menschen- schulterbreit sind. Hin und wieder gibt es so etwas wie Schachtdeckel, um Zugriff auf sie zu nehmen, wenn sie mal verstopft sind. Es gibt nur zwei, drei größere Röhren, in denen man hocken kann. Sie enden unweit des Vanor-Klosters in einer Art Felswand einige Dutzend Vat über dem Meeresspiegel.

    Das Nujuyana

    Die Abwässer der Bürger und Bewohner dieses Stadtviertels werden ähnlich wie im Sutragya-Viertel abgeleitet, nur sind hier die gemauerten Gewölbe größer. Es gibt allerdings weniger "Anschlüsse", das heißt, nicht ganz Nujuyana ist mit Kanalisation gesegnet, manches wird auf die Straße gekippt. Hier zu leben ist nicht sehr angenehm - freilich das ist im Armenviertel der Stadt auch nicht weiter verwunderlich.

    In einigen Gassen watet man bis zu knöcheltief in der faulen Masse, beinahe mag man sich an vorovisianische Strassenzustände erinnert fühlen. Das ist auch der Grund wieso sich kaum einmal ein Gardist der Stadtwache in diesen Strassen verirrt, denn wer will sich schon einen Pilz oder anderes einfangen, nur weil sich das Gesocks dort vielleicht gegenseitig die Schädel einschlägt.

    Unterstadt, Hafen und Sashtinva

    Die Häuser in diesen Vierteln sind sehr hoch - oftmals bis zu acht Stockwerke. Die Straßen liegen jedoch nicht am untersten Niveau sondern meist höher. Das bedeutet, ein Haus hat bis zu zwei oder drei Stockwerke, die unter den Straßen liegen. Diese Stockwerke sind von den großen Straßen (z.B. der Vochà Bicclas) aus, nicht zu sehen. Wenn man sich auf den Hauptstraßen durch die Stadt bewegt bemerkt man auch nicht, dass die Straßen und Plätze unterhöhlt sind, dass weitere Gassen unter ihnen existieren - der sogenannte Untergrund.

    Viele der Seitengassen führen hinunter in diesen Untergrund. Auch Zugänge in den schmalen Hausdurchgängen oder Wendeltreppen in aufgelassenen Brunnenschächten werden dazu benutzt in diese unterirdischen Gassen, Gänge und Hauseinfahrten zu gelangen. Rutschen und von Seilzügen über Kurbeln bewegte Aufzüge transportieren die auf den Märkten umgeschlagenen Waren zu ihren Bestimmungsorten. Es liegt auf der Hand, dass die grossen Handwerker- und Händlerbetriebe hauptsächlich oberirdisch angesiedelt sind, sind doch die Straßen die in den Untergrund führen und trotzdem einem Fuhrwerk noch genügend Platz bieten spärlich und an einer Hand abzuzählen. Dort unten bewegt man sich hauptsächlich zu Fuß.

    Dies ist noch nicht die Kanalisation, sondern vielmehr ein Teil der üblichen Gassen. Für die Bewohner ist es ein normaler Umstand, dass sie manchmal in den Untergrund gehen müssen. Oft finden sich auch Lichtschächte, die diese Gewölbe erhellen. An anderen Stellen müssen Tag und Nacht Laternen oder Fackeln brennen, die die Nachtwächter der Stadt bei ihren Runden in Funktion halten. Trotzdem empfiehlt sich, eine kleine Lichtquelle bei sich zu führen, vor allem in der Nacht. Eine Besonderheit in diesen Gewölben ist eine Pflanze, die eigentlich in den Höhlen nahe Vorovis heimisch ist. Die Unshijal-Flechte. In der Natur kommt sie ausschliesslich in unterirdischen Hohlräumen vor. Sie besiedelt in ca. 1-2 Clat dicken filzartigen Matten die Fläche von mehreren Quadratvat.

    Charakteristisch ist die Leuchtfähigkeit der Flechte, die bis zu einer Woche nach der Ernte grünlich schimmert. Ein handtellergroßes Stück erreicht in Etwa die Helligkeit einer Kerze. Die Flechte wächst nur sehr langsam und bedingt durch ihren oft unzugänglichen Lebensraum ist die Unshijalflechte selten.

    Findige Estichaner haben diese Flechten in einigen Gängen und Gewölben der Unterstadt, des Hafens und des Sashtinva-Viertels ausgesetzt und dort gedeiht sie prächtig, nicht zuletzt Dank der Pflege der Nachtwächter. Die Flechte benötigt eine gewisse Menge Tageslicht. Daher ist sie nur in den oberen Gängen, die tagsüber noch durch Lichtschächte oder Torbögen ein wenig Sonnenlicht abbekommen, ansässig.

    Es ist bei hoher Strafe verboten, diese Flechten zu ernten, und der ehrbare Bürger hält sich auch daran.