P-Tier und Chat



Situation: Wir befinden uns im beliebtesten und frequentiertesten Wirtshaus der Stadt Estichà, die große Seuche ist gerade verronnen, nur letzte Tote sind noch zu beklagen. Allmählich kehrt Leben in die Stadt zurück, und so füllt sich auch der Graben wieder mit Reisenden.
Viele Geschichten werden erzählt, und wenn diejenigen, die es erzählen, nicht zu jenem Zeitpunkt im Graben weilen, so sind doch die Erzählungen nicht weniger interessant, gruselig und voller Mystik. Doch Vorsicht! Der einfache Bauer mag den Legenden Glauben schenken, doch sind sie eben jenes: Legenden.
([Irgendwer betritt den Raum] Irgendwer: Immer wieder die gleichen 5 im Chat, was?)

Yoroma fragt irgendwen: „Wer seid Ihr denn?“ „Und, bei Mehdora, was ist ein Chat?“, fügt Tilet sofort hinten an.
Daraufhin dreht sich Yoromà um und betrachtet den Neuling: „Ihr wisst nicht, was ein Chat ist? Ein Chat ist ein Tier… Klar, es kommt in der Senke nicht vor, da es, ähhh….“ sie stockt ein wenig, hat sie doch erst zwei Becher Rum zu sich genommen, zuwenig, um erzählen zu können. „da es ein Meerestier ist. Es ist so etwa…. naja…“, sie breitet die Arme aus, inzwischen lauscht auch Riana neugierig den Worten der Priesterin. „So groß.“ Sie grinst, blickt auf ihre Arme: „Kommt natürlich immer auf die Armlänge des Erzählers an“
Tilet meint, mehr als nur etwas skeptisch: „Meeresdinge sind nicht meine Welt, gebt mir einen Kräutergarten und ich bin zu hause, aber setzt mich auf ein schiff und ich bin verlorener als ein Chira in Vorovis.“ Yoroma nickt, und Riana meint: „von einem Chat habe ich aber auch noch nie gehört, erzählt doch mehr“. Derweil bestellt Tilet noch einen Tee.
„Also, von der Form her… naja, im Prinzip ein Fisch. Nur hat das Vieh so Hörner drauf vorne. Naja, nicht Hörner…“, sie rudert die ganze Zeit erklärend und ausufernd mit den Armen. „Eher so Weichteile. Die sind meistens knallrot, damit lockt das Chat Tiere an.“ Tilet schaut fragend: „Also ein fleischfresser?“ Yoromà nickt. „Es sollen auch schon unvorsichtige Seefahrer dem Chat zum Opfer gefallen sein. Es lebt ziemlich nah an der Küste in Höhlen, und nicht alles, was nach essbarem Seegras oder nach Korallen aussieht, ist es dann auch…“ Riana hängt nun förmlich an Yoromas Lippen. Yeronius, der auch zuhört, brummt und schreibt ein wenig auf einem Blatt Papier. „Manchmal erwischt man dann auch die 'Hörner' eines Chats.“ Yoromà schaut ernst und wird ein wenig leiser. „Und das Gift, was darinnnen steckt, ist nicht zu verachten. Naja, und wenn man Glück hat, ist ein Heiler in der Nähe.“ Sie trinkt wieder vom Rum.
Währenddessen verlässt Irgendwer den Raum und chattet woanders weiter. „Oder eine Yoromi, die sich ein wenig mit Gegengiften auskennt.“ Sie lacht wieder. Riana meint staunden: „Das klingt ja alles furchtbar interessant.“ Die Priesterin winkt ab. „Naja…„
„Jetzt hab ich 30 Jahre erfahrung als Heiler, aber von diesem Tier und Gift habe ich noch nie gehört.“, erwidert der Mehdoranovize Tilet.
„Wenn Ihr nur in der Senke herumgeistert, wundert mich das garnicht“, grinst ihn Yoromà an. „Es wäre echt mal intressant, einen Boten zu meinem alten Meister zu schicken, ob ihm dieses Tier bekannt ist…“, meint Tilet. „Nun, da Estichà am Meer liegt, wäre es vielleicht sogar sinnvoll, Tilet“, wirft Riana ein. „Ich habe auch noch nicht alle Bücher gelesen“, beantwortet Yeronius, ein Arivaranovize, eine ungestellte Frage. „Kommt mit mir mit nach Men Achor, und ich zeige Euch diese Viecher. Ich weiss nicht, ob das in den Büchern zu finden ist. Denn die, mit denen ich verkehre, können oft kaum lesen und schreiben…“, meint Yoromà und wendet sich dann einem anderen Thema zu.

Zwei weitere Gläser Rum später: Der Luftschiffer und Bauer Topak Mirtus hat sich nun eingefunden (wenn auch er eigentlich nicht in Estichà weilt). Man redet über die Götter und deren Strafen, und kommt unweigerlich auf die Seuche zu sprechen. Es entspant sich eine kleine Diskussion, die jedoch zu unwichtig ist, um hier wiedergegeben zu werden. Wenden wir uns lieber wieder den etwas zweifelhaften Ausführungen der leicht (!) angeheiterten Totenpriesterin aus Beq Jedif zu, die nun etwas lebendiger wirkt, da sie mit vier Gläsern Achorah- Rum langsam auf einen vernünftigen Pegel kommt.

(…)Riana meint: „Glücklicherweise ist sie vorbei, die Seuche, so laßt uns doch von etwas anderem reden. Was kennt ihr denn noch für seltsame Tiere, Yoroma?“
yoroma schaut auf: „Die meisten seltsamen Tiere, die ich kenne, haben keinen Namen im Chirejya.Und die Namen im Sragishta sind mir meist ebenso unbekannt.“ Sie wird leiser: „Ich glaube aber, einmal aus den Augenwinkeln das *P-Tier* gesehen zu haben. Sicher bin ich mir aber nicht.“Nun flüstert sie fast.
Topak macht große Augen und ruft aus: „Das P-Tier?“ Yoromà schaut ihn scharf an, in die Runde: „Pssssssssssstt“. Nervös blickt sie sich im Rest des Grabens um, ob jemand aufmerksam wurde. Doch außer den 5 Gardisten und Chazara ist niemand anwesend. Tilet schaut ohne Regung vom Tee auf zu Yoroma, auch Riana lauscht aufmerksam.
„Es war mitten in der Nacht, draussen in den S'Chor, und es war eine besonders dunkle Nacht, denn keiner der Monde geruhte, das Himmelsbewölbe zu erhellen. Und so hatte ich nur den Schein einiger leuchtenden Pilze, und mein kleines Feuerchen, welches mir leuchtete…„
Riana schiebt ihr leeres Weinglas beiseite, um sich näher hinüberzubeugen. „Der Nebel waberte über die Wasserlöcher, und es war unheimlich still, nur hier und da einige Frolle, aber das ist in den Sümpfen wirklich wenig.“ Sie blickt in die kleine Runde, die nun alle die Köpfe zusammenstecken, wobei Yoromà die unterste Etage bilden dürfte.
„Nun, ich wollte mich gerade zum Ausruhen niederstrecken, da platscht es, als laufe ein Teccrakhajunges querfeldein. Ich hab mich natürlich wahnsinnig erschreckt, denn wo das Junge ist….“ sie macht eine kurze Pause, alle halten den Atem an.
Dann fährt sie wichtigtuerisch fort: „Und Teccrakhas im Dschungel haben nichts mit diesen Viechern hier in Elurien gemein. Nun, jedenfalls schrecke ich auf, horche, und höre ein seltsames Schnauben, keine Echse bekommt so etwas zustande. Als wäre es ein Mensch, der durch den geschlossenen Mund pustet.“Sie versucht es, scheitert jedoch daran, dass sie nicht wirklich Lippen hat. „Naja… Ein Brrrrr eben. Nur mit den Lippen geschlossen. Das können nur Menschen. Zuerst war ich beruhigt, denn es konnte ja keine von den normalen Bestien sein….Und der Schreck kam danach: Dann war es eine unnormale Bestie! Und damals, als ich noch eine einfache Sragon war, hatte ich durchaus noch Angst vor dem Tod, denn ich kannte ja nicht die Güte meines Herrn.“
Riana bekommt große Augen: „Was war es?“. Yoroma stockt, schaut zu Riana. „Ich habe es nicht sehen können, zuerst…
Es war dunkel, und die Schatten verwirrten mich. Dann platschte es nochmals, und aus dem Gebüsch schob sich ein hässliches Gesicht…“, sie kratzt sich an den Kopfschuppen, eine Mimik ist nicht erkennbar. „Sehr hässlich, auch wenn es dunkel war.“
Offensichtlich sucht sie nach Worten, zeigt mit ihren dürren Knochenfingern auf ihr dünnes Gesicht: „Langgezogen. Die Augen an der Seite, äußerst häßliche, große Glubschaugen. Mit langen Wimpern. Ein Maul von einem Srabnara, doch ohne Schuppen. Und die Zähne…..büah….“ Sie nimmt noch einen großen Schluck Rum.
Dann schaut sie wieder zu ihren Zuhörern: „Kennt Ihr die Matrosen am Hafen? Solche Zähne. Und es hatte Haare auf dem Kopf. Die Haare gingen hinter bis zur Schulter….“ Sie macht eine kurze Pause und fährt dann fort: „Zum Glück erschrak es ebenso wie ich und zog sich zurück. Es hat nochmal geschrien, und dann war es weg. Aber was für ein Schrei….Schlimmer noch als eine Fluchechse. Habt Ihr mal eine ausgewachsene Flugechse gesehen?“ Yoroma scheint sich aus der Anspannung zu lösen und trinkt wieder. Hätte sie nicht sowieso dunkelgrüne Schuppen über und über, wäre sie vielleicht jetzt ein wenig blasser.
Tilet antwortet: „Ich habe nur einmal eine gesehen, doch die war schon seit Monaten tot und stark verwest und zerfleischt.“…

Und so geht der Abend noch ein wenig weiter. Es ist nur schade, dass dieser Abend nie geschah. Die fünf Personen waren an drei verschiedenen Orten der Röhre, und so bleibt jener Abend ein fiktiver Fiebertraum, der dennoch einigen eine schlaflose Nacht beschert, wenn sie das leise Klappern der Hufe in der Küche hören, die versuchen, sich aus den hufeisen zu befreien, um ihren Trieben nachzugehen. Buahahahaha!