Sexualität
Auch hier seien vor allem die Regionen angesprochen, in denen der Neue Kult die moralischen Maßstäbe setzt. Teil des Neuen Kultes ist bekanntermaßen die Göttin der Schönheit, körperlichen Liebe und Lust, Jhoulana. Und da sexuelle Kontakte somit stets unter dem Schutz einer der großen Gottheiten Mradoshans (welche sogar im Alten Kult als Jolana verehrt wird) stand, galten sie niemals als amoralisch oder verwerflich. Was nun wiederum im Sinne Jhoulanas als ‚erlaubt‘ und ‚normal‘ definiert wird, gilt somit ebenso für alle unter den Prinzipien des neuen Kultes aufgewachsenen Wesen als etwas völlig Selbstverständliches.
Wichtigstes Werk auf diesem Gebiet ist das heilige Buch der Jhoulana, die Jhoulantaya. In diesem fast 3000 Seiten umfassenden vierbändigen Kompendium werden die Werte für den sexuellen Umgang gesetzt und diese sind äußerst freizügig: alles ist gut, was in Liebe und gegenseitigem Einverständnis geschieht. So werden die drei Formen der Sexualität (Frau zu Frau, Mann zu Mann und Frau zu Mann) als gleichwertig behandelt und jeder Spielart wird der vollständige Segen der Jhoulana zuteil.
Die Liebe zwischen zwei Frauen entspringt eindeutig dem chiranischen Kulturkreis, gibt es hier doch dreimal mehr Frauen als Männer. Dies hat die lesbische Liebe zur verbreitetsten Form des sexuellen Umgangs in Chrestonim erhoben und findet auch unter den Menschen und Sragon viele Freundinnen. Manche Clans der Kriegerkaste verfolgen eine alte Tradition, nach der Kriegerinnen vor einer Schlacht oder dem Auszug in einen Krieg sich im Liebesspiel ergehen sollten - dies stärke die Kraft der Schwertmeisterinnen und schüre das innere Feuer, das eine Kriegerin vorantreibt. Verbreitet sind auch die sogenannten Jhouvayas, besondere ‚Clubs‘, in denen sich chiranische Frauen treffen, um über anregende Dinge zu plaudern oder sich offen und ungezwungen im Liebesspiel zu ergehen. Fast jede Jhouvaya ist auch offen für Menschen- und Sragonfrauen, Männer hingegen sind nur auf Einladung hin willkommen...
Der geschlechtliche Akt zwischen Männern ist bei den Chirà entsprechend selten (absolut gesehen, da es einfach weniger männliche Chirà gibt als weiblich), ist aber bei Menschen und auch Sragon gerade während der Jugend beliebt. Diese Form wird gar von den Jhoulanatempeln gefördert, gilt doch das Erkunden des Körpers während der Jugend und das Sammeln erster Erfahrung mit dem eigenen männlichen Geschlecht als wichtig für ein späteres, von Vorurteilen und Ängsten befreites Leben, stärke es doch das Selbstbewusstsein, die Sinnlichkeit und die körperliche Kraft. Bei den Sragon der Westwildnis gibt es die Sitte, dass die mutigsten und kraftvollsten Sragonkrieger mit ihren jüngeren Gefährten sexuellen Umgang pflegen, sollen diese Kontakte doch nicht nur die Ausdauer trainieren, sondern auch die Kraft und Erfahrung des Kriegers über den Samen weitergegeben werden.
Die dritte Form der Sexualität schließlich, der Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau hat einen entscheidenden Nachteil: möglichen Nachwuchs. Dies liegt freilich nicht immer im Interesse der in Verlangen zueinander entbrannten Partner. Hier genießen die Chirà einen großen Vorteil, da
sie von den anderen Rassen keine Kinder empfangen können - so sind gerade menschliche oder sragonsche Lustsklaven äußert beliebt, braucht Frau sich hier doch keinerlei Gedanken zu machen.
Alle anderen Völker müssen sich auf die Natur verlassen: wollen sie nicht auf die Zeitpunkte im weiblichen Zyklus warten, in denen eine Schwangerschaft nicht möglich ist, so müssen sie auf eine recht seltene und deshalb teure Beerenart zurückgreifen, die verhütende Wirkung hat. Bei zu häufigem Gebrauch allerdings kann es zu recht starken Nebenwirkungen kommen.
Nach all diesen Beschreibungen wird klar, dass Sexualität in Chrestonim etwas sehr offenes und selbstverständliches ist, nicht belegt von gesellschaftlichen Tabus. Genauso wenig treibt es jemanden ein kindisches Grinsen ins Gesicht, wenn von gleichgeschlechtlichem Kontakt die Rede ist. Grenzen gibt es jedoch auch: sexuelle Kontakte mit Kindern unterhalb der Vorjhana (also unter 14) werden gar kirchlich streng bestraft und genauso schändlich und verwerflich gelten geschlechtliche Handlungen mit Tieren, verstoßen sie doch gegen das oberste Gebot der Jhoulana, dass alles mit Liebe und gegenseitigem Einverständnis (was in letzterem Fall nicht gegeben werden kann) geschehen soll. Nicht selten werden hier gar Todesstrafen verhängt.
Zwischen den Rassen herrscht im Übrigen freier körperlicher Umgang. Die Rolle der Chirà wurde ja bereits erwähnt. Generell ist jedoch zu bedenken, dass sich die Rassen in ihren körperlichen Voraussetzungen doch bisweilen sehr unterscheiden. Auch wenn es nicht unbedingt stimmt (wie man bisweilen zu scherzen pflegt), dass bei den Unuim wirklich alles klein ist, so sind befriedigende Verbindungen zwischen Unuim und Chirà (die ja über zwei Vat messen) sehr unwahrscheinlich.
Um die oft gestellte Frage nach der „Größe“ eindeutig zu beantworten: Ja, die Chirà gewinnen hier das Rennen eindeutig, unter 30 Clat gilt als klein, über 35 ist schon beachtlich. Platz zwei gebührt den Sragon, was von vielen Chirà, die sich die muskelbepackten, auch oft über zwei Vat messenden Burschen gerne als Lustdiener anstellen oder kaufen, immer wieder bestätigt wird. Unuimfrauen hingegen ist von sexuellen Kontakten mit Vertretern der Sragon und Chirà abzusagen, soll es dort doch schon zu Verletzungen übelster Art gekommen sein...
Mit dem Begriff „Chiranische Liebe“ verbindet man im Allgemein eine sehr raue Form der Zärtlichkeit, denn Chirà setzen beim Liebesspiel nur zu gerne ihre Krallen ein und es geht immer mit Bissen, Kratzern und Schlägen zur Sache, nicht selten wird der Geschlechtsakt gar durch einen Kampf eingeleitet, der sich zu einem körpernahen Gerangel wandelt, bei dem nicht selten neben anderen Flüssigkeiten dann auch letztlich viel Blut fließt. Generell ist zu sagen, dass die Chirà ein Volk sind, deren männlicher Anteil durchaus als stark vom Sexualtrieb beeinflusst gelten darf. Chiranische Männer nutzen - so scheint es - fast jede sich bietende Gelegenheit aus, um ihrer Manneskraft Ausdruck zu verleihen. Dabei ist es ihnen auch stets egal, ob ihr Partner nun männlichen oder weiblichen Geschlechts ist, das Ergebnis ist letztlich dasselbe.
Für einen gesellschaftlichen Kahlschlag hat übrigens mal wieder der Yedeismus gesorgt. Dieser in Yedea übliche Eingottglaube an Hostinos hat gleichgeschlechtliche Kontakte jedweder Art als lästerlich und schändlich erklärt und belegt sie mit strengen Strafen, sei doch offensichtlich, dass nur Männer und Frauen füreinander gemacht seien und alles andere wider die gottgegebene Natur sei. Die Vermischung des Menschen mit anderen Rassen (besonders mit Sragon) sei das schlimmste aller Vergehen überhaupt und mitunter werden Sragon-Mensch-Mischlinge als Verhöhnungen von Hostinos‘ Werk verfolgt und von ihrem angeblich unwerten Dasein erlöst.