Oranya
Region/ Provinz der Allianz
Das weite, nur hin und wieder von einigen Hügelrükken durchzogene Land, das sich zwischen der Hochebene von Nahaya und der Enge erstreckt, wo sich Thomya envay und Thomya sinvar am nächsten kommen, ist eine Region im Aufbruch und der Schauplatz der neuen Zivilisationslust der erblühenden Allianz. Mit einem ähnlich reichen Boden wie Lintaria gesegnet steht dieses Land erst seit kurzem im Zentrum des Interesses, so dass feste, unverrückbare Strukturen wie uralter Großgrundbesitz und alte Erbansprüche durch die Adelskaste fehlen. Dies hat einen historischen Grund: mit dem Verzicht auf dieses Land „kauften“ sich die drei mächtigsten Kasten ihre Herrschaft über die Kasten der Bauern und Arbeiter bei den Verhandlungen, die der Gründung der Allianz vorausgingen. Ein Handel, mit dem beide Seiten zufrieden waren und von dem nun auch die Allianz im Ganzen profitiert: ein spürbarer Strom an Chirà, Menschen und Sragon hat in der Allianz eingesetzt, der aus der Hauptstadt hinaus in die Weiten der Provinz Oranya führt.
Nichtsdestotrotz wirkt diese Region, als befinde sie sich ständig im Kampf. Dieser Kampf wird an zwei Fronten ausgetragen:
Je weiter die Zivilisation in die Täler der Senke vorzudringen versucht, desto heftiger fällt die Antwort des Dschungels aus. Eine Herde von mit schlangenartigen Häuptern bewehrter, zweibeiniger Schuppentiere, jedes von ihnen drei Vat in der Höhe und sechs in Länge messend fiel alles zerstörend über eine junge Dorfgemeinschaft her und löschte 120 Leben in wenigen Augenblicken aus. Ein riesenhaftes Wesen mit feuerrotem Fell und titanischen Schaufelhänden brach aus einer Rodungsschneise hervor, und warf mit Bäumen und Erdmassen nach den holzfällenden Sragon. Ein Trupp von Fachkundigen, die ein Waldstück auf seine Verwertbarkeit prüfen sollten, wurde mit ätzendem Schleim bespritzt - abgefeuert aus großen Blasen auf dem befellten Rücken eines vierbeinigen, gut 8 Vat langen Untiers mit pijuralangen Krallen. Zwar konnten einige dieser Untiere von mutigen Vertretern der Kriegerkaste getötet oder zumindest vertrieben werden, aber man spürt, daß die Wesen auf das Eindringen in das Reich Mehdoras mit Haß und der Lust zu Töten reagieren und immer tollkühnere Angriffe auf die zivilisierten Gebiete unternehmen.
Die zweite Front der Schlachten, die in der jungen, heißblütigen Provinz immer wieder auflodern ist das Gerangel der höheren Kasten um das Land. Ungeachtet des Vertrages, der den unteren Kasten das Land zusprach wird um den Grundbesitz der Kleinbauern geschachert und gefeilscht. Während die Adelskaste mit ihren weitreichenden Verbindungen und den auch hier heiß begehrten neuen Mechaniken die Bauern von der Notwendigkeit eines Verkaufs oder eines Tauschs gegen Maschinen überzeugen, sichert sich die hier wie Erlöser und Heilsbringer vor den immer heftiger angreifenden, mörderischen Kreaturen des Dschungels auftretende Priesterkaste starken Einfluß unter der zwischen Lust auf eigenen Besitz und Gründung einer Existenz auf der einen Seite und der Angst und Panik vor den Scheußlichkeiten der von der Senke ausgespuckten Kreaturen auf der anderen Seite hin- und hergerissenen Einwanderern nach Oranya.
Die Kriegerkaste hingegen beginnt hier ihre Chance zu wittern: denn wer sonst könnte einen Wall gegen die Angriffe aus der Wildnis bilden, wenn nicht die stolzen Kriegerinnen?
Oranya ist zu einem Schlachtfeld geworden, in dem jede Partei gegen die andere und alle gemeinsam gegen die Senke kämpfen…
Nichtsdestotrotz ist Oranya eine Region, die alsbald Lintaria als sich am schnellsten entwickelnde Region den Rang ablaufen könnte - und das will einiges heißen. Bisher haben gut 9.000 Siedler ihren Weg nach Oranya gefunden, doch ihre Zahl wächst immer noch ständig - trotz der schrecklichen Nachrichten aus den Grenzgebieten.
Offiziell wird Oranya von einem Rat von Vorstehern verwaltet, die jeweils in einer Region (vergleichbar mit Landkreisen) von den Dorfältesten bestimmt werden. Innerhalb dieses Rats wird eine oberste Provinzverwalterin bestimmt, die Nojiara genannt wird, ein Amt, das unter der Würde einer Jiara anzusiedeln ist. Doch dieses System ist fast überall untergraben worden und hat Tür und Tor für die Kasten geöffnet, in einem Spiel aus Einfluß, Bestechung und offenen Konflikt die Machtpositionen unter sich aufzuteilen. In Oranya sticht auch einer der geheimnisvollsten Orte der Allianz aus einem besonders dichten Stück Dschungel hervor: der Berg von Entiljha. Seine Flanken sind unregelmäßig und gezackt, doch ist die Form des Berges allein eigentlich nicht das Ungewöhnliche. Vielmehr sind es die Bauwerke, die an seinem Fuß, an seiner Spitze und sogar in die Steilwände hineingebaut sind. Große Kuppeln und dünne Türme sind bei gutem Wetter vom Boden aus zu erkennen. Die Architektur ist fremdartig und die Gebäude bestehen aus einem Material, das auch chiranischen Gelehrten unbekannt ist. Die Gebäude scheinen jedoch von Teilen der Priester- und der Adelskaste benutzt zu werden, ein Betreten des Geländes rund um den Berg Entiljha ist jedoch streng verboten und die gesamte Region weitläufig um den Entiljha (die vom Abkommen bezüglich der Besiedlung von der Arbeiter- und Bauernkaste ausgenommen ist) wird von zahlreichen erbarmungslosen Dschungelpatrouillen überwacht.