Die beherrschende Sprache Chrestonims ist - wie sollte es auch anders sein - durch die Chirà bestimmt. Ihre Sprache, das Chirjeya wird von der Allianz bis zu den Städten am Metchà als Muttersprache gesprochen, seien es nun Menschen, Sragon, Chirà oder Unuim. Dies macht es dem Handelsreisenden natürlich einfach, muss er doch nicht ein Repertoire verschiedenster Idiome bereithalten, um sich zu verständigen. Doch außerhalb der Zone, die geschichtlich von der Kultur der Chirà geprägt wurde, existiert eine weitere, wenngleich auf das gesamte Chrestonim bezogen unbedeutendere Sprache, das Sragishta, das wie der Name es schon erahnen läßt von den Sragon der Westwildnis gesprochen wird. Neben diesen beiden großen Sprachen gibt es in verschiedenen Regionen am Großen Strom und in den tiefen des Dschungels Dialekte und eigene kleine Sprachen, die jedoch oft nur von wenigen Tausend beherrscht wird. Hiervon soll nur eine Sprache, das Unu der Unuim näher erläutert sein.
Das heutige Chirjeya ist in hohem Maße eine Kunstsprache, wurde sie doch zur Gründung der Allianz grammatikalisch stark vereinfacht und neu systematisiert - ein Prozess der bitter nötig war. Seit dem Ur-Chirjeya, das vor allem durch die Schriftsprache bestimmt war, in der die Heilige Lajeya uns ihre Bücher hinterließ entwickelte sich die Sprache zusehends in die Breite und mit dem Anwachsen der chiranischen Einflusssphäre, den Beiträgen, die die wilden Sragonstämme und die einwandernden Menschen mit ihren primitiven Sprachen einbrachten wurde das Chirjeya zu einem wildwuchernden Ungetüm, das zwar alle verstanden, aber kaum grammatikalische Ordnung kannte. Dieser, von den Priestern als Hüter der Schrift und Sprache schon seit jeher als „unheilig“ empfundene Zustand verschlimmerte sich noch, als die Gräben zwischen den Kasten der Chirà tiefer wurden und sie dazu übergingen, sich besonders während der Kastenkriege auch sprachlich voneinander abzugrenzen.
Doch konnte man sich in den Jahren nach Gründung der Allianz einigen und beauftragte die große Schreiberschule zu Chiàn im Jahre 4 der Allianz mit der Erstellung einer umfassenden Grammatik und eines Nachschlagewerkes für die korrekte Schreibweise der Wörter. Dieses Werk wurde nach seiner Fertigstellung im Jahre 9 der Allianz (es war das erste Werk, daß in großem Massstab gedruckt wurde) über ganz Chrestonim durch die Priesterschaften verbreitet und fand so schnelle Aufnahme in die Schreibstuben der großen Städte.
Seit jener Zeit ist das Chirjeya als endgültige Hochsprache Chrestonims etabliert und konnte Dialekte stark zurückdrängen.
Das moderne Chirjeya wird ausschließlich im Levour-Alphabet niedergeschrieben, das mit der Gründung der Allianz und der schon erwähnten Sprachreform praktisch neu eingeführt wurde, waren die einfachen Zeichen früher doch nur eine recht unbedeutende Schriftform, die ihren Ursprung unmittelbar in den Kreisen der Chrania und Akkra hat, ursprünglich aber wohl gar aus Rac stammt.
Es kennt 26 Buchstaben und drei Akzente. (Im Vergleich zu den irdischen lateinischen Buchstaben ist das W unbekannt, dafür existiert ein eigener Buchstabe für den Laut, der hier als „jh“ umschrieben ist.) Es gibt sowie Majuskeln als auch Minuskeln und neben den einfachen Druckbuchstaben gibt es auch eine Handschrift, die sich aber natürlich sehr ähnlich sehen. Über die Akzente wurde bereits im vorigen Kapitel gesprochen, doch sei noch zusätzlich der sehr seltene Amchopa tosajo (â) erwähnt, der zwar auf die Aussprache des Wortes keine Wirkung hat, aber ein Zeichen für ein sehr altes Wort oder der Eigenname eines Ortes ist.
Neben dem Levour existiert noch das Ketunchà, eine Hieroglyphenschrift, die nur noch bei den Akkra (religiöse Kaste) Verwendung findet. Sie besteht aus fast 2000 Symbolen, von denen knapp 300 für Silben stehen, 700 für ganze Wörter und 1000 der Symbole stehen gar für ganze Sinnzusammenhänge oder Sätze. Eine Kombination von zwei Zeichen kann also entweder nur ein zweisilbiges Wort bedeuten, zwei Wörter, ein Satz mit zwei Gedanken oder zwei in sich geschlossene Sätze. Am verbreitetsten ist jedoch die Silbenschreibweise, da sie für den einfachen Bürger, der nicht mit den Symbolen aufgewachsen ist, noch am verständlichsten ist. Die Symbole schließlich, die ganze Sätze darstellen werden nur von wenigen Priestern beherrscht, meist sind dies die Hohepriester eines Kultes oder einige Geschichtsforscher. Die meisten Tempelinschriften bestehen aus dem Ketunchà aber auch auf Triumphbögen oder öffentlichen Statuen findet man die Bilderschrift, da sie oft eine zusätzliche Verzierung bietet.
Neben diesen beiden Schrifttypen findet man, je weiter man in die Vergangenheit geht, noch viele weitere Schriften, die jedoch höchstens lokale Bedeutung hatten, jedoch für Geschichtskundige oft äußerst interessant sind.
„Wir brauchen einen Sieg, einen gewaltigen Sieg.“ - „Varcechá ejovane mejana, varcecha madran.“
„Beißt es?“ - „Matgoja eyjib?“
„Ja, sie starb im Kampf.“ - „Ye, an charicarra meccrecha eyja.“
„Wirst Du kommen?“ - „Voraye taja?“
„Warte hier!“ - „Ijè dundrash!“
„Ich habe Hunger, gib mir dein Brot.“ - „Fevujaná tarac mej, baná tajan dash mejajo.“
„Seid gegrüßt, wie heißt Ihr?“ (als höfliche Frage zu einem Gast) - „Sichàra, co nachaney tajana?“
„15.000 Auran für 3 Sklaven? Ihr seid verrückt! Ich gebe Euch 9.000!“ - „Chesjhentu-jheltu Auran pavè tsoyou sotche? Gandyan evojacin tajen! Tajenjo da
meja mrayu-jheltu!“
Auf den folgenden Seiten geben wir eine kleine Übersicht über die Grammatik.
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Chirjeya-Laut | Aussprache | Beispiel | Aussprache | Übersetzung |
c | k | reccas | rekkas | der Bote |
ch | tsch | sichesa | sitschesa | der Fels |
j | dsch | rojula | rodschula | die Region/Gegend |
v | w | evogi | ewogi | sein |
y | j | anoya | anoja | die Freundin |
ou | u | Joulaná | Dschulanaa | Jolana (Liebesgöttin) |
Beginnen wir mit einfachen Wörtern, die in der natürlichen Sprache und im Umgang miteinander am häufigsten Verwendung finden: Ja (Yè), Nein (Yaviù), Bitte (Ayjì), Danke (Vèmec). Ebenfalls von Bedeutung sind: Guten Tag (Sichàra), Hostinos mit Dir (Tajás ichè Osjinou; Abschiedsgruß), sowie die Redewendung: "Mein Name ist...": "... evoja nachera mejan".
Kümmern wir uns zunächst nur um die korrekte Aussprache:
Yè | jè | Ja |
Sichàra | sitschàra | Sei gegrüßt! |
Tajás ichè Osjinou. | tadschaas itsche Osdschinu | Osjinou mit Dir. |
...evoja nachera mejan | ewodscha natschera medschan | Mein Name ist... |
Yaviù | jawiù | Nein |
Vèmec | wemek | Danke |
Ayjì | aidschì | Bitte |
Einer der wichtigsten Regulatoren zur Ausprache ist der Akzent. Das Chirjeya kennt zwei Akzente, die die Aussprache beeinflußen: den Amchopa iho (á) und den Amchopa riyò (à).
Der Amchopa iho (á) verlängert einen Laut.
Der Amchopa riyò (à) verkürzt und betont einen Laut.
Über die grammatikalische Bedeutung der Amchopas wird später noch berichtet werden.
Alle Wörter, die sonst keine Akzente tragen, werden allesamt auf der zweiten Silbe betont. Diese Regel gilt bis auf ganz wenige Ausnahmen.
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Es gibt eine einfache und für alle, die das Chirjeya lernen wollen erfreuliche Regel: alle Substantive (Hauptwörter) enden im Singular auf den Buchstaben "A". Und hier die Einschränkung: außer es handelt sich um männliche Berufsbezeichnungen oder Eigennamen.
Chirva (die Mutter), chirvela (die Tochter), sotcha (die Sklavin), ludena (das Buch), anoya (die Freundin), all das sind Hauptwörter und alle enden auf "A". Gleichzeitig zeigen sie bei Personenbezeichnungen auch an, daß das mit dem Wort Bezeichnete weiblich ist.
Die Mehrzahl dieser Wörter bildet man, indem das End-"A" zu einem "E" wird. So hieße: die Mütter "chirve", die Töchter "chirvele", die Sklavinnen "sotche" usw.
Die männlichen Substantive enden allesamt auf "S": chirves (der Vater), chirveles (der Sohn), sotchas (der Sklave), anoyas (der Freund) usw. Hier wird der Plural durch die Anhängen der Endung "-en" gebildet. Dementsprechend: Chirvesen (die Väter), chirvelesen (die Söhne), sotchasen (die Sklaven), anoyasen (die Freunde).
Hier noch einmal zusammengefasst:
Singular | Übersetzung | Plural | Übersetzung |
anoya | die Freundin | anoy-e | die Freundinnen |
anoya-s | der Freund | anoya-s-en | die Freunde |
Diese Regeln gelten ohne Ausnahme.
Handelt es sich um eine gemischte Gruppe von Männern und Frauen, so dominiert die weibliche Form des Wortes.
"Anoye" kann also heißen: die Freundinnen oder Freunde (männlich+weiblich). "Anoyasen" bedeutet, daß sich nur Männer unter den Freunden befinden.
Der Infitiv eines Verbs endet immer auf -gi. Es gibt grundsäztlich zwei Sorten von Verben:
Verben auf -ogi und Verben auf -agi. Beide werden jedoch sehr ähnlich konjugiert.
Der Wortstamm eines Wortes wird gebildet, indem man die Endung -agi bzw. -gi wegläßt. Einige Beispiele:
Infinitiv | Wortstamm | Infinitv | Wortstamm |
chilagi (rufen) | chil- | evogi (sein) | evo- |
ruhagi (fragen) | ruh- | purogi (legen) | puro- |
ejakagi (eintreten) | ejak- | jovogi (betrachten) | jovo- |
setanvaragi (näherkommen) | setanvar- | nachogi (erzählen) | nacho- |
druyagi (machen, tun) | druy- | covjogi (trödeln) | covjo- |
Die Verben gleich durchzukonjugieren macht wenig Sinn. Deshalb hier nur jeweils die dritte Person in Singular und Plural:
chilagi (rufen) | |||
Singular | Übersetzung | Plural | Übersetzung |
chil-a eyja | sie ruft | chil-a-ne eyjana | sie rufen (weibl.) |
chil-ac eyjes | er ruft | chil-ac-in eyjesen | sie rufen (männl.) |
evogi (sein) | |||
Singular | Übersetzung | Plural | Übersetzung |
evo-j-a eyja | sie ist | evo-j-a-ne eyjana | sie sind (weibl.) |
evo-j-ac eyjes | er ist | evo-j-ac-in eyjesen | sie sind (männl.) |
Anmerkung:
Das "j" ist ein reiner Stützlaut, der weder zum Wortstamm noch zur Endung gehört. Er tritt im Präsens bei Wörtern auf -ogi auf.
Wie auch schon bei den Substantiven gilt hier die Regel:
Wörter, die auf einen Konsonanten enden, deuten meist auf eine männliche Form des Wortes hin.
Die Sätze des Chirjeya gehorchen immer demselben Satzprinzip: Objekt - Prädikat - Subjekt.
Das heißt, das Subjekt des Satzes steht immer an seinem Ende.
"Sie ist." heißt dementsprechend "Evoja eyja." "Sie fragt" heißt übersetzt: "Ruha eyja." Mit Eigennamen wird nicht anders verfahren: "Nachoja Reclenos" bedeutet "Reclenos erzählt."
Anfangs ist diese Anordnung der Satzteile besonders im gesprochenen Chirjeya schwierig, doch gewöhnt man sich nach einiger Zeit daran.
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Der Akkusativ gibt auch im Chrijeya an, auf welche Person oder Sache sich die Tätigkeit des Verbs richtet oder einwirkt. Das Hauptwort, das hier das Objekt bildet, steht im Akkusativ. Nach dem Akkusativobjekt fragt man: Wen oder was?
Ein Beispiel:
Chirvelá edundra chirva. | Die Mutter erwartet die Tochter. |
Chirvelés edundrac chirves | Der Vater erwartet den Sohn. |
Um den Akkusativ im Satzgefüge erkenntlich zu machen, wird das Ziel des Verbs dekliniert. Die Bildung des Akkusativ im Chirjeya ist denkbar einfach:
Um den Akkusativ zu bilden, wird der letzte Vokal des Objektes in seiner Aussprache verlängert. Im Schriftbild äußert sich das durch einen Amchopa iho (á).
Das gilt sowie für den Singular, als auch für den Plural.
Singular | Plural | ||
chirvoyá | den Clan | chirvoyé | den Clans |
jadrayá | den Garten | jadrayé | die Gärten |
chirvés | den Vater | chirvesén | die Väter |
Die Stellung des Akkusatives innerhalb des Satzes wird durch den für das Chirjeya typischen Satzbau bereist vorgegeben: Analog dem Aufbau: Objekt - Prädikat - Subjekt findet man die Substantive im Akkusativ meist am Anfang des Satzes.
Nijè velja ejaka chirva. Chilac sotchas: "Yijè evoja Drayajel!" Yejè chirvá sicharac chè nachojac: "Tajá edundra chirvaya. Unejè copijená druyane sotche."
Ejè chilane chirvela chè chirveles: "Sichàra, chirva!"
Nejè vojè vorac chirves; sotchá chilac. Vora chè aveyá aparva sotcha. Unejè copijé aparvane sotche. Drayajél chè chirvés, chirvelá chè chirvelés donovojane copije.
Tanejè vorac vantrechas; Sragonás evojac eyjes. Achojac eyjes: "Ajocé ajocacin chè mreché chopacin sotchasen. Ganevá chè jadrayá getane sotche. Sotchasén chè sotché lijoja Drayajel,
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Chirvá evoja Teljaka, chirvés evojac Achovas.
Chirvelá evoja Eljiana, chirvelés evojac Reclenos.
Ejaka chè ruha Teljaka: "Ijù evoja Eljiana? Ijù evojac Reclenos?"
Chila chirva.
Ejè ejaka Elida; sotchá evoja Elida; minchá evoja Elida. Sonejè lidra eyja.
Covjojane chirvela chè chirveles. Itevojè ruha chirva:
"Ijù evojane Eljiana chè Reclenos? Cujù covjojane eyjana? Unejè dundrac sotchas."
Tanejè ejakane chè sicharane Eljiana chè Reclenos. Nejè vorane anoye chè anoyasen.
Ejè chilac Reclenos: "Ijù evojane ludene?"
Sotchas: "Ije evojane ludene."
Tanejè varane Eljiana chè anoye, Reclenos chè anoyasen chè sotchas.
Teljaka ist die Mutter, Achovas ist der Vater.
Eljiana ist die Tochter, Reclenos ist der Sohn.
Teljaka tritt ein und fragt: "Wo ist Eljiana? Wo ist Reclenos?"
Die Mutter ruft.
Jetzt tritt Elida ein; Elida ist eine Sklavin; Elida ist eine Menschenfrau. Sie arbeitet immer.
Die Tochter und der Sohn trödeln. Wiederum ruft die Mutter:
"Wo sind Eljiana und Reclenos? Warum trödeln sie? Der Sklave wartet bereits."
Endlich treten Eljiana und Reclenos ein und grüßen. Jetzt kommen die Freundinnen und Freunde.
Plötzlich ruft Reclenos: "Wo sind die Bücher?"
Der Sklave: "Hier sind die Bücher."
Endlich gehen Eljiana und Freundinnen, Reclenos und Freunde und der Sklave.
Tschirwaa ewodscha Teldschaka, tschirwees ewodschak Atschowas.
Tschirwelaa ewodscha Eldschiana, tschirwelees ewodschak Reklenos.
Edschaka tsche ruha Teldschaka: "Idschu ewodscha Eldschiana? Idschu ewodschak Reklenos?"
Tschila tschirwa.
Nedsche edschaka Elida; sotscha ewodscha Elida; mintscha ewodscha Elida. Sonedsche lidra.
Kowdschodschane tschirwela tsche tschirweles. Itewodsche ruha tschirwa:
"Idschu ewodschane Eldschiana tsche Reklenos? Kudschu kowdschodschane? Unedsche dundrak sotschas."
Tanedsche edschakane tsche sitscharane Eldschiana tsche Reklenos. Nedsche vorane anoje tsche anojasen.
Edsche tschilak Reklenos: "Idschu ewodschane ludene?"
Sotschas: "Idsche ewodschane ludene."
Tanedsche warane Eldschiana tsche anoje, Reklenos tsche anojasen tsche sotschas.
Die Sprache der Sragon hat im Laufe der Jahrtausende eine starke Wandlung durchgemacht. Noch vor 4.000 Jahren kannte das Sragishta einen Wortschatz von über 200.000 Worten, eine komplexe Schrift, zahlreiche Laute und Lautfärbungen. Doch mit dem Niedergang der alten Tempelkultur vor über 3.000 Jahren verfiel die Sprache zusehens. Viele Worte verschwanden spurlos und die Schrift vermochte alsbald nicht mehr die hochentwickelte Aussprache zu erfassen. Erstaunlicherweise verschwanden aber nicht die komplizierten Worte. Gerade die Ausdrücke, die häufig einen komplexen, sehr speziellen Sinnzusammenhang umfaßten, wurden für sehr einfache Dinge benützt.
Dementsprechend erscheint Sragishta von den Vokabeln her sehr kompliziert, obwohl es nur noch knapp 3.000 Worte hat. Es wäre so, als würde man das Wort "Nachforschung" für so einfache Begriffe wie Suche, Frage oder gar Neugier verwenden, oder das Wort "Beschleunigung" für Geschwindigkeit, Schnelligkeit oder Rennen. So würde der einfache Satz "Viele Vögel leben im Wald" übersetzt in etwa "Unendliche Mengen Beflügelte bringen ihre Kinder in den Hölzern zur Welt" lauten. Dabei ist aber anzumerken, daß die Sragon immer den Ausdruck "unendliche Mengen" verwenden, um eine große Anzahl zu bezeichnen, egal ob es nun Millionen, Dutzende, einige oder einfach nur viele sind. "Beflügelte" bezeichnet alles, was fliegt, also auch Insekten, Vögel, Wolken und die Luftschiffe der Unuim, auch wenn die beiden letzteren offensichtlich keine Flügel haben. Das Wort Flügel an sich existiert nicht mehr. "Welt" bezeichnet z.B. auch das Sichtfeld eines Sragon. "In den Hölzern" kann genauso gut auch über oder vor dem Wald heißen. Eine Deutung für den obigen Satz könnte auch sein: "Viele Wolken lassen ihre Regentropfen (Kinder) über dem Wald entstehen." Will heißen: Es hat angefangen zu regnen.
Eine Grammatik ist fast nicht vorhanden, dementsprechend tun sich viele Sragon, die das Chirjeya erlernen, mit der Wortbeugung schwer. Die Vokabeln hingegen beherrschen sie meist sicher, auch wenn sie hier nicht den Sinn sehen, für ähnliche Objekte verschiedene Worte zu gebrauchen. Glücklicherweise verwenden hier die Sragon aber meist einfache Wörter für komplizierte Vorgänge und nicht umgekehrt wie in ihrer eigenen Sprache.
Das Sragishta hat viele Zischlaute im Wortlaut, doch liegen diese meistens am Anfang oder am Ende des Worte, selten jedoch in der Mitte. Selten sind Lippenlaute, wie M, B, P, W oder F, am häufigsten Rachen- und Zungenlaute wie K, R, S, T und N. Vokale sind alle bekannt und gleichhäufig im Gebrauch.
Die Schrift des Sragishta hat sich wie bereits erwähnt stark gewandelt. In den Tempeln sind alle Wände übersät mit einer Schrift, die sowie Bilder als auch einfache Zeichen verwendete. Heute wird das Sragishta nur noch in den restlichen Tempeln niedergeschrieben und dort verwendet man eine zackige Keilschrift, bestehend aus einfachen Kombinationen weniger senkrechter und waagrechter Striche.
Die Namensgebung ist von Stamm zu Stamm verschieden. Am verbreitetsten sind Namen, die keine nähere Bedeutung haben, also echte Eigennamen sind. Eher ungebräuchlich, bei einigen sehr abgelegen lebenden Völkern werden den Kindern noch die Namen von Tieren gegeben, deren Eigenschaften man dadurch auf das Kind zu übertragen hofft, doch ist diese Sitte wie gesagt fast ausgestorben.
Lediglich kurz erwähnt sei das Unu, da es nur auf dem Ravunua, der Stammheimat der Unuim gesprochen wird und so lediglich regionale Bedeutung hat. Es handelt sich beim Unu um eine Sprache, die mit recht wenig einzelnen Vokabeln auskommt, wird der Großteil des Wortschatzes doch mit Umschreibungen oder einfachen Wor-
und oft zungenbrecherische Chirjeya.
Die Schrift des Unu besteht aus einer kleinen Anzahl von Runen, doch wird man diese selten zu Gesicht bekommen, finden sie sich doch nur auf dem Ravunua und auch dort nur auf wenigen Gebäuden und in seltenen Schriftstücken.
Beispielsätze des Unu
„Wak fliegt mit dem Luftschiff nach Gilgat.“ - Wak gor Gip un Gilgat.
„Wan lernt von Luftschiffen.“ - Wan gewo Lor a Gip.
„Wok liebt Yasa“ - Wok haf Laf un Yasa
„Gob kämpft gegen den Mensch.“ - Gob dur Fet und Tolman.